Der Bau des Ricklinger Deiches

50.000 cbm Boden schützen Ricklingen

[25.08.1953] Deichbau wird vollendet / Hochwassergefahr gebannt

Eines der umfangreichsten Bauvorhaben des Tietbauamtes zur Sicherung des Stadtteiles Ricklingen vor Hochwasser geht seiner Vollendung entgegen: der Deichbau. Bis zum Eintritt des nächsten Hochwassers, vielleicht aber noch in diesem Jahr, sollen die Arbeiten beendet sein.

Insgesamt sind 50.000 cbm Boden nötig, um den Deich zu bauen. 8000 cbm müssen noch angefahren werden. Die Beschaffung dieser großen Bodenmenge war nicht einfach. Sie wurde von verschiedenen Stellen regelrecht zusammengesucht. Der Rest kommt aus Hemmingen, wo eine neuerschlossene Kiesgrube abgedeckt wird.
Neben der Aufschüttung muß eine Durchfahrt durch den Deich geschaffen werden. Er entsteht an der verlängerten Düsterstraße. Dort wird der Deich unterbrochen, durch zwei starke Mauern geschützt und durch ein Stammtor wieder verbunden. Dieses Tor wird nur bei Hochwassergefahr geschlossen, sonst gibt es die Durchfahrt frei.

Ein weiteres Problem ist die Ableitung der Regenwässer bei Hochwasser. Es gibt in der Düster- und Pfarrstraße zwei Regenwasserkanäle, die die Niederschläge in die Beeke leiten. Führt der Fluß aber Hochwasser, dann kann das Regenwasser nicht abfließen. Es staut sich in den Kanälen und läuft durch die Gullys wieder auf die Straßen. Dadurch wird das Gebiet zwischen Düster- und Pfarrstraße überschwemmt.
Um diesem Notstand abzuhelfen, hat das Tiefbauamt entlang dem Deich einen neuen Abflußkanal gebaut, der das Regenwasser auf zwei sogenannte Polderflächen leitet. Dort kann es sich erst einmal stauen, ohne Schaden anzurichten. Anschließend wird es durch ein Pumpwerk, das an der Pfarrstraße am Schnittpunkt der beiden Polderflächen gebaut werden soll, über den Deich geleitet und kann dann abfließen.

Die letzten Arbeiten am Deich sind die Aufschüttung von Boden, die Schaffung der Durchfahrt und der Bau des Pumpwerkes. Dann wird die Hochwassergefahr in Ricklingen voraussichtlich für immer gebannt sein.

Großbaustelle Leine

[06.11.1953] Deiche, Ufer und Brücken machen viel Arbeit

Hannover liegt an der Leine, in Hannover "liegt die Leine an". Unser guter alter Fluß, dessen Hohes Ufer, einst der Stadt den Namen gegeben hat, macht allerlei Sorgen. Im Augenblick wird an vielen Baustellen längs des Flußlaufes gearbeitet, um die Sorgen zu beheben.

Seit längerer Zeit wird in Ricklingen der Hochwasserschutzdeich aufgeschüttet. Gestern erreichte das Bauwerk einen gewissen Abschluß. Es werde etwas sichtbar, das bisher bei den reinen Erdarbeiten kaum ins Auge fiel:
Nachdem die Mauernischen für das Stemmtor fertig waren, wurde gestern das aus zwei Flügeln bestehende, drei Meter hohe und 1,5 Tonnen schwere Stahltor eingehängt. Bei Hochwasser werden nun beide Flügel geschlossen. Durch den Wasserdruck werden sie gegeneinandergepreßt, so daß das Tur nicht geöffnet werden kann.

Da der neue 4,50 Meter hohe Hochwasserdeich in Ricklingen die Verlängerung der Düsternstraße schneidet, mußte seinerzeit überlegt werden, ob eine Ueberfahrt oder eine Durchfahrt geschaffen werden sollte. Eine Durchfahrt erwies sich als zweckmäßiger. Um aber die Straße nicht zu lief zu legen, wurde sie etwas erhöht durch den Deich gefährt. Während der Arbeilen mußte, um den Verkehr aufrecht zu erhalten, neben der Baustelle ein etwa 20 Meter breiter Durchlaß in den Deich gegraben werden Diese Lücke wird sofort wieder zugeschüttet.

Eine Schwierigkeit hat sich noch ergeben, An der Verlängerung der Pfarrstraße schneidet die Beeke den Deich. Bei Hochwasser würde nun das aus Ricklingen in der Beeke abfließende Hochwasser wieder zurückgedrängt werden und die Straßen überschwemmen. Um das zu verhindern, wird an dieser Stelle eine Pumpstation gebaut. Der entlang der Düsternstraße verlaufende Abwassergraben wurde ebenfalls zu dieser Station geleitet. Das Tiefbauamt hofft, daß die Pumpstation noch in den nächsten Wochen fertiggestellt werden kann.

Auf Hochwasser vorbereitet

[Hann. Presse 21.01.1954] Im Deichverlauf an der Pfarrstraße ist das Regenwasserpumpwerk im Rohbau fertiggestellt. Das sieben mal acht Meter große Bauwerk wird bis zu seiner Klinkerfassade in die Deichaufschüttung einbezogen. In wenigen Tagen wird das Stadtentwässerungsamt mit dem Aufstellen von zwei Propellerpumpen beginnen. Ihre Leistungsfähigkeit reicht aus, um 1500 Liter Wasser pro Sekunde fünf Meter hochzudrücken. Nachdem der Hauptschieber und die Rückstauklappe eingebaut sind, kann mit dem Schließen der Deichlücke begonnen werden.
Die in Höhe der Pfarrsfraße auf der Wasserseite wohnenden Anlieger bleiben dort auf eigene Gefahr. Allerdings wird ihnen eine aufgeschüttete Rampe den Deichübergang ermöglichen.
Die Pumpstation wird bei Hochwassergefahr durch einen Mitarbeiter des Stadtentwässerungsamtes besetzt. Auch wenn in Kürze mit Hochwasser zu rechnen sein sollte, kann die Gesamtanlage bereits in Betrieb genommen werden. Ein 1,40 mal zwei Meter großer Dammbalkenverschluß bietet die Gewähr, daß bei Wassergefahr und starkem Regenfall in Ricklingen auch die nördliche Wiese hinter dem Pumpwerk als Ueberlaufventil benutzt werden kann.

Der Ricklinger Deich ist dicht

[Hann. Presse 02.03.1954] Am 5. März 1952 berichteten wir über den Beginn der Aufschüttungsarbeiten zum Ricklinger Deich. In diesen Tagen werden die letzten Lastkraftwagen mit Lehm auf das inzwischen fertiggestellte Bauwerk geschüttet. in den vergangenen zwei Jahren hat - mit einigen Unterbrechungen - der Schachtmaister Gustav Baldruschet die Autschiittung von fast 70 000 Kubikmeter bindigen Bodens geleitet. An dem Rohbau des Pumpwerks in der Höhe der Ptarrstraße werden nun die Erdarbeiten zu dem Deich beendet, an der gleichen Stelle, wo sie durch das Städtische Tiefbauamt, Wasser- und Brückenbau, begonnen worden sind...

Text aus: 50 Jahre Ricklinger Deich 1954 - 2004
Deichgrafen-Collegium Ricklingen, 01. Februar 2004

Aktualisiert: 11.01.2005